Warum „Barbarossamarkt“?
Der Verein „Wir helfen“ bewegt sich auf historischen Spuren
Mit dem Mittelalterlichen Barbarossamakt 2018 in Sinzig veranstaltete der Verein „Wir helfen“ im Rahmen der Rheinmeile die 15. Auflage eines Mittelaltermarkts für Besucher aus nah und fern. Die Idee dahinter: Mit dem Wegezoll, den Einnahmen aus den Standgebühren für Händler und Schausteller sowie aus dem Verkauf von Spezereyen und Getränken unterstützt der ehrenamtlich tätige Verein Aktionen und Projekte im sozialen Bereich. Alle Gelder kommen ohne Abzüge wohltätigen und gemeinnützigen Organisationen zu Gute.
Der Markt hat einen realen historischen Hintergrund:
Friedrich I., genannt Barbarossa (italienisch für „Rotbart“) (* um 1122; † 10. Juni 1190), aus dem Adelsgeschlecht der Staufer war von 1147 bis 1152 als Friedrich III. Herzog von Schwaben, von 1152 bis 1190 römisch-deutscher König und von 1155 bis 1190 Kaiser des römisch-deutschen Reiches.
Sinzig, in der Frühgeschichte keltisch und römisch besiedelt, fand sie die erste Erwähnung 762 als fränkischer Königshof „sentiacum“. Besondere Bedeutung erhielt die Pfalz in Sinzig, weil sie regelmäßig Zwischenstation bei der Krönungsreise der in Frankfurt gewählten deutschen Herrscher nach Aachen war. Der fränkische Königshof und damit die Königspfalz lag an einem Schnittpunkt der Frankfurt-Aachener Heerstraße. Auch Kaiser Friedrich I. Barbarossa nutzte diesen Weg, um sich in Aachen krönen zu lassen.
Am 6. März des Jahres 1252 machte sich der soeben in Frankfurt gewählte deutsche König Friedrich von Hohenstaufen auf den Weg zum Krönungsort Aachen. Dabei musste er zwangsläufig unterwegs übernachten. Er tat das aus politisch-ökonomischen wie verkehrsgeografischen Gründen zwar nicht im Schloss, aber im Reichshof zu Sinzig. Dort wechselte er nämlich das Verkehrsmittel. Er verließ das Schiff, um auf dem Landweg, über die sog. Aachen-Frankfurter Heerstraße, in die Krönungsstadt weiterzureisen, wo er am 8. März eintraf und tags darauf, an einem Sonntag, die Königskrone und damit erst die volle Legitimation als Herrscher erhielt.
In Sinzig führte die Frankfurt-Aachener Heerstraße in etwa an der Stelle der heutigen Landskronerstraße ins Ahrtal.
Insgesamt wurde die Pfalz viermal von Barbarossa besucht. Deswegen nennt sich die Stadt „Barbarossastadt“.
Bei einer Reise hatten die Fürsten, Bischöfe und Kaiser immer einen Tross mit Soldaten, Garde (o.ä.), Jäger und Marketender für Verpflegung, Schmieden für Reparaturen an den Wagen und einen Hofstaat – auch Personen zur Kurzweil – zur Verfügung. Es waren also eine große Anzahl von Menschen (bei Kaiser Barbarossa auf seinen Reisen in die Pfalzen bis zu mehreren Hundert Mann) unterwegs. Sie mussten verpflegt werden und lagerten in Zelten und Tavernen. Im Grunde war das für die Pfalzen ein Event. Wie ein Markt. Die örtliche Bevölkerung war gehalten, für die Verpflegung und Unterkunft zu sorgen. Daher lag es nahe, einen solchen „Barbarossamarkt“ darzustellen und den Besuchern einen Eindruck davon zu bieten. Insbesondere am Sonntag, dem „Familientag“ verzeichneten die Veranstalter einen regen Besucherandrang zu den vielen Mitmachaktionen und Musikevents. In 2018 war auch die Mittelalterband „prima nocta“ aus Belgien wieder mit von der Partie, die Band, die bereits in den vergangenen Jahren mit ihren sehens- und hörenswerten Auftritten die Besucher begeistern konnte.